»So weit ich mich zurückerinnern kann!«
Valentin Sengers Überlebensbuch »Kaiserhofstraße 12« in der Hauslesung der Goethe-Universität
Valentin Senger (1918-1997), in Frankfurt am Main geboren, überstand mit seiner aus Rußland eingewanderten jüdischen Familie den Nationalsozialismus inmitten der Frankfurter Innenstadt. Sengers tauchten nicht unter, sie lebten ihr Leben unter der täglichen Gefahr, erkannt zu werden. Was einem Wunder gleicht, zeigt sich als Verkettung von Geschick, Glück und auch von Hilfe durch Frankfurter Bürger. Seine unglaubliche Geschichte veröffentlichte Senger 1978 im Luchterhand Verlag, jetzt erscheint sie neu bei Schöffling & Co.
Unter dem Titel »Frankfurt liest ein Buch« und der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Petra Roth lesen die Stadt Frankfurt am Main, ihre kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen, Bibliotheken, Museen und Theater, Verlage und Buchhandlungen in über 100 Veranstaltungen gemeinsam die »Kaiserhofstraße 12«.
In diesem Reigen läd die Goethe-Universität das städtische Publikum zur Hauslesung auf den Campus Westend ein. Hier erscheint die Geschichte Valentin Sengers im Spiegel zeitgenössischer Dokumente: Aus Sengers Erinnerungen, aus historischen Quellen, Briefen und Rezensionen, Zeitungsartikeln und Dokumenten der Stadtgeschichte entsteht ein Mosaik. Es wird in der Lesung durch Frankfurter Lehrende zu einem szenischen Erlebnis der »Kaiserhofstraße 12«.
23. April 2010, 19.30 Uhr
»So weit ich mich zurückerinnern kann«
Hauslesung der Goethe-Universität, Campus Westend, Casino. Eintritt frei
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»Ich bin nicht Stiller!«
Die Badische Zeitung berichtet am 10. Februar 2010 über ein philologisches Rätsel erster Klasse. Es sei im Deutschen Literaturarchiv Marbach als Begleitumstand des Manuskripts von Max Frischs Roman Stiller aufgetreten. Das Konvolut gehört zu dem von Frankfurt nach Machbach verzogenen Umzugsgütern. »Ich bin nicht Stiller!«, dieser im Erscheinungsjahr 1954 ungeheuerliche erste Satz des Romans, der fehle im Manuskript. Wie er in das Buch hineingelangt sei, das werde sich zeigen.
Das Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung an der Goethe-Universität beantwortet seit seinem Gründungsjahr 2002 exakt derlei Fragen (das ebenfalls an der Goethe-Universität beheimatete Uwe Johnson Archiv tut dies seit 25 Jahren). Es verantwortet zudem Briefeditionen (wie Adorno/Suhrkamp/Unseld, Koeppen/Unseld, Adorno/Kracauer), stellt regelmäßig seine Erschließungsergebnisse zur Identitätsautoren des Suhrkamp Verlags der wissenschaftlichen wie kulturell interessierten Öffentlichkeit vor, es zeigt die Forschungsergebnisse der Goethe-Universität auch international in Ausstellungen, Vorträgen und Forschungskooperationen.
Auf den gesuchten Satz »Ich bin nicht Stiller!« stieß das Frankfurter Archiv unmittelbar nach seiner Gründung. Er findet sich in der der Neuformulierung des Romanbeginns, die Frisch in seiner Druckfahnen-Korrektur der bis dahin gesetzten Fassung am 15. August 1954 vornahm.
Das Konvolut Max Frisch / Peter Suhrkamp wurde an der Goethe-Universität erschlossen, ein Findbuch mit Regesten zu allen Briefen existiert seit 2003. Die Frisch-Forschung wurde von dem Fund durch eine Ausstellung der Dokumente in der ETH-Zürich, in Zusammenarbeit mit dem dortigen Max-Frisch-Archiv, in Kenntnis gesetzt. Das Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung konzentrierte sich am 9. November 2004 auf die Sensation des neuen ersten Satzes.
Das Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung an der Goethe-Universität machte den Fund 2005 zum Gegenstand seiner Zweiten Hauslesung, worauf die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom neuen ersten Satz am 14. Februar 2005 im Feuilleton berichtete.
Die an der Goethe-Universität und der ETH kuratierte Stiller-Austellung wurde, nach Ihrer Premiere in Zürich 2004, über Monate des Jahres 2005 im Foyer des Schauspiels Frankfurt gezeigt. Das dortige Publikum sah, was jeder Leser nachschlagen kann: Die Antwort auf das Rätsel liegt seit Anfang 2007 faksimiliert im Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt vor.
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„... die Lava des Gedankens im Fluss“
Jürgen Habermas. Eine Werkschau
18. Juni - 8. Juli 2009
in der Deutschen Nationalbibliothek
Eine Ausstellung zum 80.
Geburtstag von Jürgen Habermas. Veranstalter: Archiv der Peter
Suhrkamp Stiftung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und
Deutsche Nationalbibliothek mit Unterstützung des Kulturamtes der
Stadt Frankfurt am Main, der Vereinigung von Freunden und
Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität und des
Suhrkamp Verlages.
Eröffnung am 17. Juni,
18 Uhr
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Jürgen
Habermas veröffentliche 1986 mit Blick auf Heinrich Heine einen
Aufsatz über
»die Rolle des Intellektuellen in Deutschland«.
Anläßlich seines 80.
Geburtstags nähert sich die Ausstellung »...
die Lava des Gedankens im Fluss« Jürgen Habermas. Eine
Werkschau dem eigenen
Beitrag von Habermas zum intellektuellen Diskurs seiner Zeit an.
Diese
Werkgeschichte beginnt 1954, dem Jahr der Dissertation, und führt
bis in die lebendige
Gegenwart seines wissenschaftlichen Schaffens und publizistischen
Wirkens. Die Entstehung
und Aufnahme der Bücher von Jürgen Habermas illustrieren
Arbeitskorrespondenzen,
Manuskriptteile oder Rezensionen. Entlang einzelner
»Stichworte« weist die Ausstellung
auf exemplarische Schwerpunkte in der Arbeit des Philosophen und
Soziologen
hin, etwa auf die Bildung und Vermittlung kritischer
Gesellschaftstheorie, auf deren
Wirkung unter den Studierenden, auf das Verhalten des Intellektuellen
in Zeiten
des Umbruchs wie 1968.
Mit alldem agiert
Habermas als »öffentlicher Sprecher«, zudem als
Theoretiker und Praktiker »kommunikativen
Handels«, weshalb
seiner Publizistik eine eigene Ausstellungsstation gewidmet ist. Sie
fordert,
mit Faksimiles der meisten seiner in sechs Jahrzehnten erschienen
Aufsätzen und
Essays, zum Wichtigsten auf: zum Lesen. Studierende mehrer Generationen
gehören
zu seinen engagierten Lesern. Das Lebenswerk des Hochschullehrers
Jürgen
Habermas steht genauso im Zentrum der Ausstellung wie das des
Weltautors,
dessen Schriften bislang in 33 Sprachen übersetzt wurden.
Die
Ausstellung veranstalten das Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung an der
Goethe-Universität und die Deutsche Nationalbibliothek, sie zeigt
zudem Quellen
aus dem Suhrkamp Verlag, dem Universitätsarchiv, der
Universitätsbibliothek Johann
Christian Senckenberg, dem Archiv des Instituts für
Sozialforschung und dem
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main. Die Veranstalter
danken für
Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt am Main, der
Vereinigung von
Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität
und des Suhrkamp
Verlags.
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